
Als ich etwa 3 Jahre alt war, stürzte ich bei einem Spaziergang mit meiner Mutter und schlug mit dem Kinn auf. Es war etwas außerhalb der Stadt und meine Mutter stand mitten im Nirgendwo mit einem schreienden und blutenden Kleinkind im Nieselregen. Durch einen glücklichen Zufall kam ein Autofahrer vorbei und bot uns seine Hilfe an. Wir stiegen also in sein makelloses Auto - wohlgemerkt, ich hatte eine dreckige, schlammige Hose an - und er fuhr uns direkt zum Arzt und wartete dort sogar auf uns, um uns nach Hause zu fahren. 26 Jahre später fand ich eine kleine Schildkröte im Garten meiner Eltern und machte mich auf die Suche nach den Besitzern. Über die Facebook-Gruppe „Kiefersfelden-da san ma Dahoam“ waren die Besitzer schnell gefunden. Sie sind die Enkelinnen des Mannes, der meiner Mutter und mir damals aus der Patsche geholfen hat - wer hilft, dem wird geholfen - auch wenn es eine Generation später ist. Das habe ich in Kiefersfelden gelernt.
Es ist einfach so, dass die Kiefersfeldener Vereine alle Traditionen, Bräuche und Feste am Leben erhalten. Sei es die Musikkapelle, die Theatervereine, unsere FFW oder auch ortsansässige Unternehmen, die sich vorgenommen haben, Kiefersfelden lebendiger zu machen. Frühlingsbierzelte, Feuerwehrfeste, Faschingsfeiern, Perchtenlauf, Stehkonzerte im Park, Ritterspiele und andere Theateraufführungen. All das macht Kiefersfelden zu dem, was es ist. Zu jeder Jahreszeit und für alle Altersgruppen gibt es Veranstaltungen, die uns Dorfkinder zusammenbringen und die Gemeinschaft zusammenhalten.
Unser eigenes Ortsschild für die Kiefer gibt es erst seit ein paar Jahren, das Autobahnschild wurde erst vor 15-20 Jahren aufgestellt, bis dahin war es immer ein Abenteuer, den Weg zum Haus meiner Eltern zu finden. Spätestens wenn die Gäste eine halbe Stunde zu spät kamen, konnte man mit einem Anruf rechnen, dass sie sich nicht mehr auskannten. Komischerweise fanden sie sich dann meist im Dorfzentrum beim Bergwirt wieder. Abgesehen davon ist es einfach schön, nach einem langen, anstrengenden Tag oder einem tollen Urlaub zu wissen, dass man wieder zu Hause ist, und das Gefühl beginnt nach dem Irschenberg, wenn der Kaiser am Horizont auftaucht.

Diese paar Schritte vom Garten direkt in den Kieferbach haben mich mein ganzes Leben lang begleitet. Als Kind war es der Weg in die Welt der Nixen, zu einer wilden Piratenschlacht oder einfach zur Abkühlung. Als Teenager war er eine Abkürzung von der Schule nach Hause, zumindest wenn das Wasser nur kniehoch stand, so dass ich einfach durchs Wasser laufen konnte - leider habe ich einmal die Höhe des Wassers falsch eingeschätzt und mein Handy musste eine Nacht im Reis verbringen. Und jetzt sitze ich mit einem Kaffee und einer Zigarette auf der untersten Stufe, lasse die Füße in den Fluss baumeln und genieße meinen Feierabend.
